Die Gesundheit unseres Planeten ist untrennbar mit der Gesundheit der Menschen verbunden, die auf ihm leben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist etwa ein Viertel der Krankheiten und Todesfälle weltweit auf Umweltfaktoren zurückzuführen, was jährlich mindestens 13 Millionen Menschen das Leben kostet – mindestens 1.4 Millionen davon allein in der Europäischen Region.
Die Auswirkungen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung auf die menschliche Gesundheit werden immer gravierender. Gleichzeitig tragen die Einrichtungen, die sich mit der Behandlung der daraus resultierenden Probleme beschäftigen, zu ihrem Fortbestehen bei: Krankenhäuser verbrauchen mehr Ressourcen und produzieren mehr Abfall als die meisten anderen kommerziellen Gebäude gleicher Größe. Ihr ökologischer Fußabdruck ist so groß, dass das Gesundheitswesen, wäre es ein Land, den fünftgrößten globalen Emissionsausstoß hätte – und damit mehr als die Luftfahrt oder die Schifffahrtsindustrie.
Folglich ist es zwingend erforderlich, unsere Gesundheitseinrichtungen zu überdenken und neu zu gestalten, um unseren Planeten und damit die öffentliche Gesundheit nicht weiter zu belasten.
Was versteht man unter einem grünen Krankenhaus?
Ein nachhaltiges Krankenhaus wird auch als grünes Krankenhaus bezeichnet. Das Konzept wurde im Gesundheitswesen in den letzten Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt, um dem Problem öffentliche Gesundheit vs. Umwelt entgegenzuwirken.
Laut Umweltbundesamt stehen beim nachhaltigen Bauen bzw. bei grünen Gebäuden „sowohl die Minimierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs als auch die Reduzierung von Umweltbelastungen und die Verbesserung der Gesamtwirtschaftlichkeit eines Gebäudes im Vordergrund. Zudem wird auch auf eine Reduzierung der schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit und eine Förderung der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Nutzerinnen und Nutzer geachtet. Idealerweise liegt dabei der Blick auf allen Phasen des Lebenszyklus eines Gebäudes, von der Planung bis hin zum Abriss.“
Ein grünes Krankenhaus hat also konkrete Schritte unternommen, um Strukturen und Prozesse zu schaffen, die die Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus hinweg verringern oder gar beseitigen und die öffentliche Gesundheit fördern.
Im Folgenden werden vier Strategien vorgestellt, die Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen anwenden können, um umweltfreundlicher und nachhaltiger zu werden und damit das Leitprinzip der Medizin zu erfüllen: „Nicht schaden.“
Wie kann ein Krankenhaus nachhaltiger werden?
Energieeinsparung
Krankenhäuser verbrauchen in der Regel sehr viel Energie und sind 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr aktiv. Dieser immense Energieverbrauch bedeutet jedoch auch, dass es in einem Krankenhaus viele Möglichkeiten gibt, den Energieverbrauch zu reduzieren und einzusparen.
Auch wenn jedes Krankenhaus ganz individuelle Anforderungen hat, kann die kontrollierte Steuerung der Beleuchtung und der Raumtemperatur universell als probates Mittel zur Kostensenkung genutzt werden. Zu den wichtigsten Energiesparmaßnahmen in einer Gesundheitseinrichtung gehören die optimale Nutzung des Tageslichts und die Installation digitaler Zutrittslösungen, inklusive deren regelmäßiger Wartung, zur Minimierung von Luftlecks.
Im Idealfall sollten sich Krankenhäuser für die LEED Zertifizierung qualifizieren, ein Programm, das Planer und Immobilienverwalter ermutigen soll, ihre Gebäude nachhaltig zu gestalten.
Effiziente Abfallwirtschaft
Nach Angaben von Healthcare Without Harm, einer Organisation, die sich für die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks des Gesundheitssektors einsetzt, ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung durch Abfälle aus dem Gesundheitswesen gesundheitlich gefährdet.
Der unsachgemäße Umgang mit medizinischen Abfällen verursacht nicht nur ökologische Kosten, sondern stellt auch eine Gefahr für Patienten, Beschäftigte im Gesundheitswesen und die Allgemeinheit dar.
Um solche Risiken auszuschalten, empfiehlt die WHO, in umweltfreundlichen Krankenhäusern Praktiken zu fördern, die das Abfallvolumen reduzieren und die empfohlene Abfalltrennung sicherstellen
Biophiles Design
Biophiles Design bezieht natürliche Elemente und Prozesse in den Lebensraum ein. Immer mehr Einrichtungen des Gesundheitswesens verfolgen diesen Ansatz und profitieren von zahlreichen Vorteilen für die Umwelt und das Wohlbefinden.
Die Umgestaltung des Khoo Teck Puat Krankenhauses in Singapur, das als „Krankenhaus im Garten und Garten im Krankenhaus“ bekannt ist, veranschaulicht die heilenden Kräfte des biophilen Designs sowohl für Patienten als auch für den Planeten.
Die begrünten Dächer, das optimale natürliche Tageslicht und das naturnahe Ambiente dieses schönen Krankenhauses verringern nicht nur den ökologischen Fußabdruck, sondern verbessern auch nachweislich die Gesundheit.
Umfassende Digitalisierung
Die Digitalisierung, die weiterhin unsere Volkswirtschaften umgestaltet und umstrukturiert, ist auch ein wichtiger Trend im Gesundheitswesen. Sie betrifft fast alle Bereiche des Gesundheitssektors und bietet unzählige Möglichkeiten für Wachstum, Effizienz und Nachhaltigkeit.
Dank Telemedizin und eHealth-Lösungen können Patienten weniger, aber viel produktiver und präziser ihre Krankenhausaufenthalte planen, wodurch die Zahl der persönlichen Besuche um 26 Prozent gesunken ist. Durch die Verwendung elektronischer Krankenakten können jährlich Millionen Tonnen Papier sowie Ressourcen, die für die Archivierung und Verwaltung der Dokumente benötigt würden, eingespart werden.
Darüber hinaus können digitale Lösungen in Krankenhausgebäuden, wie IoT-Sensoren oder intelligente Sicherheits- und Zutrittskontrollsysteme, dazu beitragen, dass Gesundheitseinrichtungen umweltfreundlicher werden.