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Wie Virtual Reality urbanes Leben revolutionieren wird

Stellen Sie sich vor, Sie betreten eine virtuelle Stadt und können steuern, ob sie wächst und gedeiht oder sich vergeblich abmüht und zugrunde geht. Um ersteres, sprich eine florierende Stadt mit guten Lebensbedingungen zu erschaffen, müssen Sie die perfekte Balance aller verfügbaren Ressourcen – Energie, Straßen, Wasserstraßen, Wohnhäuser und Geschäftsgebäude – finden.

Dieses Szenario mag realistisch erscheinen, spielt sich aber tatsächlich in einer virtuellen Welt ab. Es handelt sich um das VR-Spiel Sustain-a-city, das designt wurde, um das Konzept einer nachhaltigen Stadtplanung zu demonstrieren. Dies ist nur eine der Möglichkeiten, virtuelle Realität (VR) für die kommende Welle der Urbanisierung zu nutzen.

Laut Frau Dr. Anja Meyer-Jürgens, Vize Präsidentin digitale Strategie & Transformation bei dormakaba, wird VR das Tempo der urbanen Revolution hin zu intelligenteren Städten beschleunigen.

„Wir befinden uns jetzt im Zeitalter der digitalen Transformation“, meinte Dr. Meyer-Jürgens. Und sie glaubt, dass für den Einstieg in die VR-Revolution eine innovative Denkweise erforderlich sein wird.

„Es geht nicht um die Frage, ob etwas funktionieren wird, es geht darum, wie Unternehmen dies einsetzen werden“, erklärt sie. „Das Arbeiten mit digitaler Technologie, und insbesondere mit VR, ist völlig anders – es ist agil und erforschend.“

Der Status Quo von Virtual Reality

In einem Bericht aus dem Jahr 2018 wird geschätzt, dass der weltweite Virtual-Reality-Markt zwischen 2018 und 2023 um fast 60 % wachsen und bis 2023 einen Wert von 49,7 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Eine weitere Umfrage aus dem Jahr 2018 ergab, dass die Immobilienbranche (einschliesslich virtueller Vorführungen und Konstruktionen) zu den Branchen gehören wird, die im kommenden Jahr die meisten Investitionen hinsichtlich VR-Technologien oder -Inhalten tätigen wird.

Virtuelle Realität wird häufig mit der Sparte Gaming und Unterhaltung in Verbindung gebracht, bei der die Nutzer in computergenerierte Welten eintauchen. Doch diese Technologie könnte auch eine wichtige Rolle im städtischen Leben spielen, mit dem Potenzial, weltweit urbane Landschaften zu verändern.

Visualisierung durch Virtualisierung

Virtuelle Realität ist eine Weiterentwicklung der 3D-Modellierung. 3D-Modelle bieten die detaillierte Ansicht eines Raumes, VR aber ermöglicht es den Menschen, selbst in die Details dieses Raumes einzutauchen.

Mit Hilfe der virtuellen Realität können Mieter oder Hausbesitzer einen Rundgang durch ihr zukünftiges Zuhause machen und die Umgebung erkunden – die nahegelegenen Gebäude und Parks, den Fußgängerverkehr auf Gehwegen und den Straßenverkehr. Sie können durch ihren Wohnraum und dessen Umfeld gehen, als befänden sie sich tatsächlich dort. So geschieht dies beispielsweise im Kulturdorf Katara in Doha, Katar: mittels VR-Erlebnis werden dessen aktuelle Entwicklungen sowie Zukunftspläne gezeigt.

Die Möglichkeiten, die VR im Bereich der Gebäudetechnologien eröffnet, sind nahezu unbegrenzt: Für Architekten und andere Interessensgruppen bietet VR die Möglichkeit, Innen- und Außenelemente unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren zu visualisieren, die sich auf Design und Konstruktion auswirken können. Faktoren wie Licht, Hitze, Sicherheitsmerkmale sowie Sicherheits- und Zutrittskontrollen lassen sich in einer VR-Umgebung überlagern und simulieren, um deren Auswirkungen zu bewerten und Optimierungsbedarf zu identifizieren.

Erhöhte Sichtbarkeit durch Virtual Reality

Die imaginäre Welt der virtuellen Realität kann unabhängig vom Standort erschaffen werden. Dies könnte eine effektivere Zusammenarbeit zwischen Projektteams fördern, die von unterschiedlichen, weit voneinander entfernten Standorten aus agieren. Insbesondere hilfreich wäre dies auch bei Projekten, die in schwer zugänglichen Regionen umgesetzt werden.

Beispielsweise nutzte Build Change die virtuelle Realität als Teil seiner Wiederaufbaubemühungen in Nepal. Die gemeinnützige Organisation hilft Gemeinden beim Bau von katastrophensicheren Häusern und Schulen. Build Change hat eine virtuelle Tour durch Nepals Elefantendorf geschaffen, bei der das Ausmaß der Schäden, die durch die Erdbeben im Jahr 2015 verursacht wurden, aufgezeigt wird. Sowohl den Teams vor Ort, als auch denjenigen, die von außerhalb mitarbeiten, hilft dies zu verstehen, welche Änderungen für die seismische Nachrüstung Erdbeben geschädigter Häuser erforderlich sind.

Virtuelle Realität zur Weiterentwicklung von Stadtlandschaften

Als revolutionäre Technologie verspricht VR das Neubeleben von Stadtlandschaften. So nutzen beispielsweise Forscher der North Carolina State University VR um zu untersuchen, wie Stadtbewohner Grünflächen in städtischer Umgebung wahrnehmen. Im virtuellen Umfeld eines innerstädtischen Platzes gaben die Befragten an, dass sie sich wünschten „von möglichst viel grüner Vegetation umgeben zu sein“. In einem Park in der Nachbarschaft bevorzugten sie allerdings das Gegenteil: durch dichte, sie umgebende Vegetation würden sie sich nicht sicher fühlen.

VR auf diese Weise zu nutzen, könnte Architekten und Planern somit helfen, bei der Stadtplanung sachkundigere Entscheidungen zu treffen. Eine Erweiterung dieser VR-Anwendungsfälle birgt die Möglichkeit, bessere Gehwege zu schaffen, den öffentlichen Nahverkehr zu optimieren und historische Gebäude zu erhalten.

VR zur Steigerung des gesellschaftlichen Engagements

Für Stadtplaner eröffnet virtuelle Realität die Möglichkeit, Gemeinden in Stadtentwicklungsprojekte einzubinden. Anstelle der üblichen 2D-Baupläne und der maßstabgetreuen 3D-Modelle könnte virtuelle Simulation eine realistischere Ansicht liefern, die es den Bürgern ermöglicht, mit Projekten zu interagieren und diese zu erkunden. Diese Erfarhung könnten sie für ein detailliertes, aufschlussreiches Feedback nutzen.

In Canberra, Australien, erstellte das Unternehmen Transport Canberra eine Virtual-Reality-Tour für den bevorstehenden Stadtbahnbau, um die Öffentlichkeit über geplante Routen, Haltestellen sowie anstehende Veränderungen zu informieren. Für die Einwohner von Canberras Bezirk Gungahlin wurde zudem ein VR-Erlebnis entwickelt, um ihnen zu aufzuzeigen, wie der fertiggestellte Busbahnhof, die sogenannte „Shared Zone“ und das Stadtzentrum aussehen würden und um ihre Meinung darüber einzuholen. In Großbritannien nutzte die London Cycling Campaign VR, um eine Fahrradspur und weitere Verbesserungen entlang der stark befahrenen Strecke des London Boulevards zu empfehlen.

Die Zukunft von VR ist vielversprechend

Bereits stärker spezialisierte VR-Systeme, wie ein von der Carnegie Mellon University entwickelter Prototyp, könnten wegbereitend sein, um sich die Gestaltung einer besseren Zukunft der Städte vorstellen zu können. Zwischenzeitlich kann die Weiterentwicklung sozialer VR – in der Menschen in einer virtuellen Welt zusammenkommen und authentisch interagieren können – Designern, Stadtplanern und anderen Interessensvertretern die Zusammenarbeit an virtuellen Architekturmodellen ermöglichen. Indem VR-Technologie ausgereifter und allgemein verfügbarer wird, eröffnet sie mehr und mehr Möglichkeiten für die Nutzung virtueller Realität im urbanen Leben. Ungeachtet aller Hürden, die bei der Weiterentwicklung und Implementierung der neuen Technologien noch genommen werden müssen, kommt Dr. Meyer-Jürgens zu dem Schluss: „Es muss immer gleichzeitig virtuell und real sein. Das ist die wahre Herausforderung bei der virtuellen Realität.”

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