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Diese fünf ehemaligen Industriegebäude sind Meisterwerke architektonischer Umnutzung

Auf dem Weg zur Industrie 4.0 werden im produzierenden Gewerbe immer weniger Ressourcen in Form von Rohstoffen, Energie und Platz benötigt. Vor allem in den Industrienationen verlieren daher mehr und mehr Fabriken und Industriegebäude an Bedeutung und stehen leer.

Insbesondere in Anbetracht der enormen Größe dieser ungenutzten Flächen stellt sich daher die Frage, ob sie jenseits ihrer ursprünglichen industriellen Nutzung noch einen Mehrwert bieten können.

Die folgenden fünf ehemaligen Industriegebäude, die durch Umnutzung einem neuen Zweck dienen, geben uns eine Antwort.

Abgesehen von der Möglichkeit, sie kreativ umzunutzen, ist diesen Industriebrachen eines gemeinsam: Sie stehen sinnbildlich für den Wandel und die Revitalisierung ihrer jeweiligen Gesellschaften.

Fabrika – Tbilisi, Georgien

In einer ehemaligen Näherei, die zu Sowjetzeiten betrieben wurde, befindet sich heute die Fabrika, ein Kulturzentrum, das im historischen Ortskern der georgischen Hauptstadt Tbilisi Akzente setzt.

Die langen und engen Gänge der ehemaligen Fabrik, deren Außenwände mit trendiger, zeitgenössischer Street Art aufwarten, erwiesen sich als besonders geeignet für einen multifunktionalen Raum. Zu den Einrichtungen der Fabrika gehören Cafés und Restaurants, Künstlerwerkstätten, das größte Hostel der Region, ein Co-Working Space und Veranstaltungsräume.

Dieser Hotspot bringt die klügsten Köpfe der Region und der restlichen Welt zusammen, um miteinander zu arbeiten und gemeinsam Spaß zu haben.

The Foundry – London, Großbritannien

Es war kein spektakulärer Wolkenkratzer, der im Jahr 2015 vom Royal Institute of British Architects (RIBA) die Auszeichnung bestes Gebäude Londons erhielt, sondern ein Zentrum für gemeinnützige Organisationen: The Foundry.

Einige ursprüngliche Merkmale der ehemaligen Fabrik für Schuhpolituren – wie beispielsweise die Backsteinfassade – wurden erhalten, um das industrielle Erbe und die pragmatische Effizienz dieser ehemaligen Produktionsstätte zu bewahren.

Allerdings wurde das Gebäude zugunsten weiterer Büroräume in einen angrenzenden, brachliegenden Betriebshof erweitert. The Foundry beherbergt derzeit 25 Organisationen, die sich in verschiedenen Bereichen für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit engagieren.

Baoshan WTE Exhibition Center – Shanghai, China

Im Jahr 2020 entstand auf dem Gelände eines ehemaligen chinesischen Stahlwerks, das zu einem der größten Stahlunternehmen Chinas gehört, dank eines ehrgeizigen Umbauprojekts ein „Öko-Industriepark“ inklusive Veranstaltungs-, Bildungs- und Ausstellungszentrum.

Im Mittelpunkt des wegweisenden Projekts steht das neue Müllheizkraftwerk des Stahlkonzerns. Dieses symbolträchtige Bauwerk ist von Feuchtgebieten, einem Park, einem Museum und Büros umgeben.

Die Architekten bewahrten die historische Bausubstanz des ehemaligen, stillgelegten Stahlwerks und nutzten gleichzeitig neue Gestaltungselemente, um dem umfassenden ökologischen Anspruch des Projekts gerecht zu werden.

Ford Montagewerk – Richmond, Kalifornien

Es gibt nur wenige Unternehmen, die so sehr mit dem Fortschritt in der Industrialisierung assoziiert werden wie Ford. Als das zu den bedeutendsten Produktionsstätten des Unternehmens zählende Montagewerk an der Westküste der USA 1989 durch ein Erdbeben Schaden nahm, herrschte Ungewissheit über dessen Zukunft.

Doch nach einer überzeugenden Gemeinschaftskampagne erlebte die stillgelegte Fabrik im Jahr 2009 ein Comeback als multifunktionales kommerzielles und öffentliches Zentrum, bei dem das ursprüngliche Design beibehalten wurde.

Dank ihrer enormen Größe beherbergt die ehemalige Fabrik nun Büros, Restaurants und Veranstaltungsräume, die teilweise einen fantastischen Blick auf die Bucht von San Francisco bieten.

Station F – Paris, Frankreich

Die Station F wurde in den 1920er Jahren in Paris erbaut. Ursprünglich unter dem Namen Halle Freyssinet bekannt, diente sie als rege genutzter Güterbahnhof, der im 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle für den Transport von Industriegütern spielte. Nach jahrelanger Stilllegung wurde er 2017 unter dem Namen Station F als Workspace und Gründungszentrum für Start-ups wiedereröffnet.

Mit mehr als tausend Arbeitsplätzen ist die Station F heute der weltweit größte Campus für Start-ups und etablierte Unternehmen wie beispielsweise Tech-Giganten und steht als Symbol für Weiterentwicklung und Wandel.

Im ehemaligen Güterbahnhof herrscht wieder rege Betriebsamkeit, doch mittlerweile geht es darum, Industrie 4.0 mit Hochgeschwindigkeitsinternet auf den Weg zu bringen, statt Waren per Güterzug.

Patrick Lehn

Patrick Lehn

Patrick ist Senior Manager für externe Kommunikation und Pressesprecher der dormakaba Gruppe. Er leitet alle Thought-Leadership-Aktivitäten auf globaler Ebene.