Technologie

Fünf Materialinnovationen zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks von Beton

Material Innovations Header

Beton ist zweifellos eines der am weitesten verbreiteten Materialien des modernen Bauwesens – wenn nicht sogar des postindustriellen Kapitels unserer Geschichte. Die Festigkeit und Vielseitigkeit von Beton, auch bekannt als Portlandzement, haben das Bauwesen revolutioniert und ermöglichen es uns, alles von hohen Wolkenkratzern bis hin zu weitläufiger Infrastruktur zu bauen – und das mit einem leicht verfügbaren und relativ einfach zu verarbeitenden Material.

Dennoch ist die Zementproduktion ein Hauptverursacher des Klimawandels und für rund 8 Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich, das entspricht sage und schreibe 2,5 Milliarden Tonnen jährlich. Bei diesem Prozess werden riesige Öfen, die so lang wie zwei Fußballfelder sind, auf unglaublich hohe Temperaturen von bis zu 1.500 °C erhitzt.

Um diesem wachsenden Problem zu begegnen, benötigt die Bauindustrie dringend nachhaltige Alternativen und Materialinnovationen, um eine Zukunft mit kohlenstoffärmerem Beton zu schaffen. Glücklicherweise zeichnen sich bereits kohlenstoffarme Lösungen ab.

Klebstoff neu gedacht: CO2-neutrale Zementalternativen

Materialinnovationen InPost 1

Ein vielversprechender Ansatz besteht darin, Portlandzement durch alternative Bindemittel zu ersetzen oder die Abhängigkeit zu reduzieren. Geopolymere beispielsweise werden durch alkalische Lösungen aktiviert und können industrielle Nebenprodukte wie Flugasche aus der Kohleverbrennung und Schlacke, einen Rückstand der Stahlproduktion, nutzen. Sie bieten eine vergleichbare Festigkeit wie Portlandzement, weisen aber bei der Herstellung einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck auf.

Eine weitere Möglichkeit sind kalzinierte Tone. Diese Tone werden einem Hochtemperatur-Kalzinierungsprozess unterzogen, wodurch eine kohlenstoffarme Zementalternative mit guten Bindeeigenschaften entsteht. Wir können auch vorhandene industrielle Nebenprodukte nutzen. Ergänzende zementartige Materialien können mit Portlandzement vermischt werden. Dies reduziert den Gesamtgehalt an Klinker, der kohlenstoffintensivsten Komponente von herkömmlichem Zement, und führt zu einer deutlichen Verringerung der CO2-Emissionen.

Die Suche nach noch nachhaltigeren Optionen geht weiter. Biobasierte Materialien werden auf ihr Potenzial als zukünftige Bindemittel oder Betonzusätze untersucht. Diese Materialien bieten die spannende Möglichkeit, nicht nur die Abhängigkeit von herkömmlichem Zement zu reduzieren, sondern auch Kohlenstoff im Beton selbst zu binden.

Bauen mit Schrott: Recycelte Zuschlag- und Abfallstoffe

Materialinnovationen InPost 2

Beton ist ein hungriges Biest und benötigt enorme Mengen an groben und feinen Zuschlagstoffen – Schotter, Sand und Kies. Traditionell wurden diese Materialien aus unbebauten Steinbrüchen gewonnen, was zu Umweltproblemen und zur Erschöpfung natürlicher Ressourcen führte. Innovative Ansätze verwandeln Abfall jedoch in eine Chance, indem recycelte Zuschlagstoffe und Abfallmaterialien in Betonmischungen eingearbeitet werden.

Ein wichtiger Faktor ist recycelter Betonzuschlagstoff. Bau- und Abbruchabfälle werden zerkleinert und aufbereitet und bieten so eine nachhaltige Alternative zu neuen Zuschlagstoffen. Dies reduziert nicht nur den Bedarf an Steinbrüchen, sondern vermeidet auch Abfalldeponien, wodurch ein geschlossener Kreislauf für Betonmaterialien entsteht.

Die Möglichkeiten gehen über Beton selbst hinaus. Zerkleinerte Glas- und Keramikabfälle aus Abbruchprojekten finden als grobe Zuschlagstoffe in Betonmischungen ein neues Leben. Diese recycelten Materialien bieten zahlreiche Vorteile, darunter eine verbesserte Wärmedämmung und sogar ästhetische Vorteile bei Sichtbetonanwendungen. Auch industrielle Nebenprodukte kommen hinzu.

Bestimmte Verfahren erzeugen Materialien mit geeigneten Eigenschaften für die Verwendung als Zuschlagstoffe. Dies reduziert nicht nur Abfall, sondern kann auch zusätzliche Vorteile für die Betonmischung bieten. Beispielsweise können einige Nebenprodukte die Verarbeitbarkeit verbessern oder sogar die Feuerbeständigkeit erhöhen.

Kohlenstoffbindung, Betonverstärkung: CCU-Technologien

Materialinnovationen InPost 3

Der Kampf gegen den Klimawandel erfordert innovative Lösungen in allen Branchen, auch im Baugewerbe. Obwohl die Belege variieren, bieten Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -nutzung (Carbon Capture and Utilization–CCU) einen bahnbrechenden Ansatz zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks von Beton. Sie fangen Kohlendioxid-Emissionen aus industriellen Prozessen ab und verhindern so, dass diese in die Atmosphäre gelangen. Anstatt das abgeschiedene CO2 einfach zu speichern, wandelt CCU es in wertvolle Produkte um und schafft so einen geschlossenen Kreislauf, der sowohl der Umwelt als auch der Baupraxis zugutekommt.

Eine besonders spannende Anwendung von CCU in der Betonherstellung ist CO2-gehärteter Beton. Dieses innovative Verfahren nutzt abgeschiedenes Kohlendioxid, um den natürlichen Karbonatisierungsprozess in der Betonmischung zu beschleunigen. Das abgeschiedene CO2 reagiert mit dem Calciumhydroxid im Beton und erhöht so nicht nur dessen Festigkeit und Haltbarkeit, sondern bindet das Kohlendioxid auch dauerhaft im Material selbst. Dies bringt einen doppelten Vorteil: einen robusteren Beton und eine deutliche Reduzierung der CO2-Emissionen.

Natur pur: Biobasierte Zusatzstoffe in Beton

Materialinnovationen InPost 4

Beton besteht heute nicht mehr nur aus Stein und Zement. Forscher erforschen das Potenzial biobasierter Additive und umweltfreundlicher Zusatzstoffe aus erneuerbaren Quellen wie landwirtschaftlichen Rückständen, Biopolymeren und sogar Algen. Diese innovativen Materialien bieten zahlreiche Vorteile.

Biobasierte Zusatzstoffe können beispielsweise die Verarbeitbarkeit von Frischbeton verbessern und so dessen Einbringung und Formbarkeit erleichtern. Darüber hinaus können sie den Gesamtwasserbedarf von Betonmischungen senken und so zu einem nachhaltigeren Produktionsprozess beitragen.

Vielleicht noch spannender ist, dass einige biobasierte Zusatzstoffe das Potenzial haben, die Fähigkeit von Beton zur Bindung von Kohlendioxid zu verbessern und so seinen ökologischen Fußabdruck weiter zu verringern.

Mehr als grüne Träume: Nachhaltiger Hochleistungsbeton

Materialinnovationen InPost 5

Die Zukunft von Beton liegt nicht nur in seiner Umweltfreundlichkeit, sondern auch in der Erzielung höchster Leistung bei minimaler Umweltbelastung. Forscher entwickeln leistungsstarke, nachhaltige Betonmischungen, die mehrere Innovationen vereinen.

Bahnbrechende Betonmischungen kombinieren nun kohlenstoffneutrale Bindemittel, recycelte Zuschlagstoffe und biobasierte Additive zu einer wirklich nachhaltigen Mischung. Diese fortschrittlichen Formulierungen bieten beeindruckende strukturelle Leistung und Langlebigkeit und erfüllen die hohen Anforderungen moderner Bauweise.

Die Vorteile gehen über die Bauphase hinaus. Nachhaltiger Beton weist einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck über den gesamten Lebenszyklus auf und ist daher eine attraktive Wahl für Gebäude, Infrastrukturprojekte, Gehwege und Fertigteile.

Ökobilanzen und Zertifizierungen für nachhaltiges Bauen wie LEED, BREEAM oder Green Stars stellen sicher, dass die Umweltvorteile von nachhaltigem Beton gemessen und honoriert werden. Dies fördert die breitere Nutzung dieser leistungsstarken, umweltfreundlichen Mischungen.

Aufbau einer nachhaltigen Zukunft: Politik und Marktkräfte

Materialinnovationen InPost 6

Innovation allein kann Beton keine grünere Zukunft sichern. Fördernde politische Maßnahmen, Vorschriften und Marktanreize sind entscheidend für die breite Akzeptanz dieser nachhaltigen Lösungen. Staatliche Initiativen, die Investitionen in die Entwicklung kohlenstoffarmer Betontechnologien fördern, können Innovationen beschleunigen und diese Technologien schneller auf den Markt bringen.

Darüber hinaus können Vorschriften, die der Verwendung nachhaltiger Baumaterialien bei öffentlichen Projekten Priorität einräumen, ein starkes Beispiel setzen und die Nachfrage in der gesamten Branche ankurbeln.

Die Zukunft des Betons ist grün. Innovative Materialien, von kohlenstoffarmen Bindemitteln bis hin zu recycelten Zuschlagstoffen, gepaart mit unterstützenden Maßnahmen und der entsprechenden Marktnachfrage, können die Umweltbelastung durch Beton deutlich reduzieren. Nachhaltige Hochleistungsmischungen bieten Festigkeit und Umweltfreundlichkeit und ebnen Projekt für Projekt den Weg für eine grünere Bauindustrie.

dormakaba Redaktionsteam

Rafael Gónzalez-Palencia

Rafael Gónzalez-Palencia

Rafael ist ein Journalist und Redaktionsexperte mit über 20 Jahren Erfahrung in Nachrichtenredaktionen und der Entwicklung digitaler Inhalte. Er ist Autor des 'Marca Style Book' (2012) und hat für Unidad Editorial, die Global Media Group und die Axel Springer Group gearbeitet, bevor er als Digital Editor zu dormakaba kam.

Zur Autorenseite von Rafael Gónzalez-Palencia gehenMehr erfahren

Verwandte Artikel