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Damit Wasser draußen bleibt: vier Beispiele für hochwassersichere Architektur

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Überschwemmungen gehören zu den häufigsten und zerstörerischsten Naturkatastrophen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation waren zwischen 1987 und 2017 weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen davon betroffen. Da die Häufigkeit und Intensität von Überschwemmungen aufgrund des Klimawandels weiter zunimmt, wird hochwassersichere Architektur ein Thema von wachsender Bedeutung.

Überschwemmungen können durch alles Mögliche verursacht werden – von Starkregen und Gletscherschmelze ebenso, wie von Tsunamis oder Dammbrüchen. Es existiert also fast kein Ort auf der Welt, an dem eine solche Katastrophe nicht eintreten könnte. Vor allem in Anbetracht des steigenden Meeresspiegels und der extremen Wetterverhältnisse ist hochwassersichere Architektur somit eine immer wichtigere Lösung, die in Betracht gezogen werden sollte, um die Risiken solcher Katastrophen zu mindern.

Die von den Architekten angewandten Methoden, um hochwassersicher zu planen, sind abhängig vom jeweiligen Risikoprofil des Grundstücks. Zu den Standards im Rahmes des Hochwasserschutzes gehören beispielsweise die Erhöhung eines Gebäudes, die Errichtung permanenter Barrieren und – in zunehmendem Maße – ökologische Gestaltung, um die überschüssigen Niederschläge aufzunehmen.

Im Folgenden finden Sie vier Beispiele für hochwassersichere Architektur aus verschiedenen Teilen der Welt, die unterschiediche Hochwasserrisikoprofile aufweisen. Sie erfüllen dabei unterschiedliche Anforderungen, verwenden verschiedene Techniken, die auf die jeweilige Geografie angepasst sind, und unterscheiden sich auch in ihrer Größenordnung.

1. Ein ökologischer Feuchtgebietspark in China

Der 26 Hektar große Yanweizhou Park in der Stadt Jinhua in China erstreckt sich entlang dreier Flüsse und liegt in einem Gebiet mit hohem Überschwemmungsrisiko. Turenscape Landscape Architecture setzte diese Risiken jedoch in Form einer poetischen Landschaft um.

Auf dem Gelände, auf dem früher eine unattraktive Hochwassermauer aus Beton stand, befindet sich heute ein preisgekrönter Feuchtgebietspark. Seine terrassenförmige Landschaft, die an Reisfelder erinnert, nimmt das Hochwasser auf und versorgt damit ganzjährig die Pflanzen des Parks.

2. Ein Kunstmuseum in den USA

Die hochwassersichere Architektur des Crystal Bridges Museum of American Art in Arkansas weist eine ungewöhnliche Kombination auf: Das von Safdie Architects entworfene Museum hat eine Doppelfunktion – zwei der drei Brückenkonstruktionen wirken als Wehre .

Die beiden brückenartigen Konstruktionen überspannen die Schlucht und stauen zwei Teiche. In ihnen sammelt sich der überschüssige Regen und vermindert das Risiko von Überschwemmungen. Die naturnah gestalteten Teiche schützen das Museum und laden die Besucher dazu ein, über die Beziehung zwischen Wasser und Mensch nachzudenken.

[…] es drehte sich alles um diese harmonische Einbindung in die Natur.

Alice Walton, Gründerin von Crystal Bridges über die Arbeit von Mishe Safdie

3. Eine skulpturale Promenade in Deutschland

Die skulpturale Niederhafen Promenade in Hamburg war integraler Bestandteil der Hochwasserschutzmaßnahmen der norddeutschen Stadt. Das von Zaha Hadid Architects errichtete Bauwerk ersetzte die baufälligen Anlagen aus dem Jahr 1964.

Das Bauwerk schützt Hamburg vor Hochwasser und hebt gleichzeitig das Stadtzentrum an. Das elegante Design der Promenade umfasst auch Treppen, die an ein Amphitheater erinnern, ein dreistöckiges Restaurant und Geschäfte auf Straßenniveau.

Die Niederhafen Promenade in Hamburg (Deutschland), gebaut von Zaha Hadid Architects / © Piet Niemann (bearbeitet von dormakaba, um in das Farbschema des Blogs zu passen)

4. Ein hochwassersicheres Einfamilienhaus in Vietnam

Dass hochwassersichere Architektur nicht nur in Form von Großprojekten geplant werden kann, beweist dieses Wohnhaus in Vietnam.

In der Provinz Nghệ An im Norden des Landes sind Überschwemmungen ein häufiges Problem, und der Wasserstand kann dabei bis zu 150 Zentimeter steigen. Um davor sicher zu sein, entwarf die lokale Firma Nha4 Architects ein hochwassersicheres Haus für ein Rentnerehepaar und seinen Sohn. „In der Vergangenheit musste die Familie bei Überschwemmungen vorübergehend in einer Nachbarschaftsunterkunft leben. Deshalb haben wir dieses neue Gebäude 150 Zentimeter über den Boden angehoben“, sagt Architekt Nguyen Khac Phuoc.

Bei dem bescheidenen Haus wurden lokale Materialien und Techniken verwendet, um eine zuvor nicht sichere Struktur freitragend zu gestalten.

Grundriss des Einfamilienhauses in Vietnam, das durch eine Erhöhung um 150 cm über dem Boden hochwassersicher gemacht wurde (Quelle: Dezeen)

Viele Regionen weltweit sind – unabhängig von ihrer geografischen Lage oder kulturellen und wirtschaftlichen Hintergründen – von Überschwemmungen betroffen. Daher ist Hochwassersicherheit nicht mehr nur ein Thema für Siedlungen, die in der Nähe von Gewässern liegen. Aufgrund der wachsenden Aufmerksamkeit, die dem Thema in Bau- und Konstruktionskreisen zuteil wird, werden wir in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich noch viele weitere Beispiele für hochwassersichere Architektur in verschiedenen Größenordnungen sehen.

dormakaba Redaktionsteam

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