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Fledermäuse können uns helfen, Städte besser zu gestalten. Und so geht’s.

Animal, Bird, Flying

In unserer Kultur werden Fledermäuse nicht immer in einem positiven Licht dargestellt. In vielen der Geschichten, die wir über Fledermäuse hören, werden sie als gruselige und unheimliche Tiere dargestellt, die häufig im Horrorgenre zu finden sind. Wenn Fledermäuse eine Szene bevölkern, ist das meist ein schlechtes Omen für die Protagonisten.

In jüngster Zeit ist die einzige fliegende Säugetierart der Welt aufgrund der Vermutung, dass das für die COVID-19-Pandemie verantwortliche SARS-CoV-2-Virus von Fledermäusen stammt, wieder verstärkt ins Rampenlicht gerückt.

Dabei gehören diese evolutionär einzigartigen Tiere zu den faszinierendsten der Welt: Sie haben keine natürlichen Fressfeinde und können Tausende von Schädlingen vertilgen, wodurch Landwirte nach Schätzungen der Regierung allein in den Vereinigten Staaten jährlich 3 Milliarden Dollar einsparen. Zudem bestäuben sie über 500 Pflanzenarten, darunter so beliebte wie Bananen, Avocados und Mangos.

Auch für das Verständnis der Funktionsweise und Verbreitung von Krankheiten sind Fledermäuse von entscheidender Bedeutung: Sie verfügen über ein äußerst ausgeklügeltes Super-Immunsystem und können mehr als 40 Jahre alt werden, was sie im Verhältnis zur Körpergröße zum langlebigsten Säugetier macht. (Zum Vergleich: Eine Maus ähnlicher Größe lebt nur 18 Monate.)

Fledermäuse, Artenvielfalt und bebaute Umwelt

Die Erforschung von Fledermäusen hat Wissenschaftlern in vielen Bereichen zu einem besseren Verständnis verholfen, beispielsweise in Bezug auf Infektionskrankheiten und Langlebigkeit, Sonar, Echoortung, Akustik, Aerodynamik, biologische Vielfalt und mittlerweile sogar im Hinblick auf die Stadtplanung.

Fledermäuse sind nicht gruselig oder gefährlich, sondern sauber, sozial, intelligent – und nützlich für uns. Immer mehr Forschungsergebnisse zeigen, dass Fledermäuse Städte lieben, in ihnen gut gedeihen und uns sogar dabei helfen, diese zu verbessern.

Es ist erwiesen, dass eine abnehmende Artenvielfalt die Lebensqualität der Menschen verschlechtert und das Risiko von Krankheitsausbrüchen erhöht. Aus diesem Grund können der Schutz sowie die Untersuchung und die Analyse städtischer Fledermaus-Populationen zur Gestaltung gesunder und lebenswerter Städte beitragen.

Fledermäuse und Big Data

Prof. Kate Jones, Inhaberin des Lehrstuhls für Ökologie und Biodiversität am University College London, will anhand von Fledermäusen herausfinden, wie Städte derart umgestaltet werden können, dass sie sowohl für die Menschen als auch für die Natur besser sind.

„Der Gedanke dahinter ist, dass wir viel über die Gesundheit der Umwelt im Allgemeinen erfahren können, wenn wir die Gesundheit der Fledermaus-Populationen in unseren Städten kennen – eine gesunde Fledermaus-Population deutet auf eine ausreichende Artenvielfalt hin“, sagte Prof. Jones gegenüber Nature.

Die Weltgesundheitsorganisation stellt fest, dass die fortschreitende Urbanisierung und Umweltzerstörung dazu führen könnte, dass Städte zu Epizentren der Krankheitsübertragung werden. Durch die Auswertung von Big Data über Fledermäuse und die Kartierung der städtischen Artenvielfalt ist es jedoch möglich, ein besseres Verständnis dafür zu erlangen, wo Krankheitsausbrüche auftreten könnten und vorherzusagen, welche Gebiete dabei möglicherweise zu Infektionsherden werden.

Die Analyse der Entwicklung von Fledermaus-Populationen kann Stadtplanern weitere Informationen zu Themen wie Luft-, Lärm- und Lichtverschmutzung oder Boden- und Wasserqualität liefern.

Fledermäuse – wegweisend für eine bessere Zukunft

„Umweltschützer und Architekten müssen miteinander über die Gestaltung unserer Städte sprechen“, ergänzt Prof. Jones. Angesichts der zahllosen Vorteile für Wirtschaft, Gesundheit und Wohlbefinden ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Städten zweifellos eine unschätzbare Investition in die öffentliche Gesundheit.

Fledermäuse sind ein kleiner, aber wichtiger Teil der städtischen Artenvielfalt. Alle städtebaulichen Gestaltungselemente, die Fledermaus-Populationen unterstützen – wie etwa Grünflächen, städtische Feuchtgebiete, begrünte Dächer, grüne Infrastruktur sowie grüne Gebäude – sind auch für uns von Nutzen. Wenn alle Lebewesen in städtischen Lebensräumen gedeihen, prosperieren auch unsere Städte – und Fledermäuse können uns den dahin Weg weisen.

Im Unterschied zum Horrorgenre sind Fledermäuse, die unsere Städte bevölkern, in der Realität daher ein positives Zeichen.

dormakaba Redaktionsteam

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