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Reibungsloser Zutritt: Drei Antworten auf Fragen zu den neuesten Trends

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Sicherheit und Zutrittskontrolle haben kaum noch etwas mit den hölzernen Riegeln zu tun, die vor etwa 6.000 Jahren im alten Ägypten und Babylon als Schlüssel verwendet wurden. Moderne Zutrittskontrollsysteme sind nicht mehr nur Schlüssel und Schlösser, sondern ausgeklügelte Systeme mit Hightech-Komponenten, die miteinander interagieren. Vom mobilen Zutritt bis hin zur Gesichtserkennung: viele innovative Zutrittslösungen, die nicht mehr als hölzerner Riegel daherkommen, erhöhen den Komfort und die Sicherheit von Millionen von Menschen.

“Ein digitaler Schlüssel, den man anstelle eines analogen Schlüssels oder einer physischen Karte auf dem Mobiltelefon mit sich führt, ist bequemer, flexibler und sicherer. ”

Eine neuartige Methodik, die als reibungsloser Zutritt bezeichnet wird, gilt seit kurzem als echter Meilenstein auf dem Weg zu mehr Komfort und Sicherheit. Reibungsloser Zutritt, der sich aus einer Reihe von berührungslos funktionierenden Zutrittsmethoden zusammensetzt, wird wahrscheinlich auch in absehbarer Zukunft in Mode bleiben.

Was genau ist reibungsloser Zutritt?

Da für Büros, Wohnungen und andere Arbeitsplätze immer komplexere Sicherheitsanforderungen bestehen, steigt die Nachfrage nach Sicherheitsprodukten. Das Fehlen geeigneter Zutrittstechnologien hingegen könnte sich hinderlich auf die Mobilität der Menschen und auf das Alltagsleben auswirken.

Ein angemessen gestaltetes Zutrittssystem muss die Menschen in die Lage versetzen, ihr tägliches Leben frei zu gestalten und dabei gleichzeitig ein Gefühl von Sicherheit und Sorglosigkeit vermitteln. Reibungsloser Zutritt ist eine Methode, um den Zutritt zu einem Bereich zu ermöglichen, ohne das Nutzererlebnis zu stören. Mit anderen Worten: reibungsloser Zutritt ermöglicht es einer Person, einen ansonsten verschlossenen Raum oder ein Gebäude „mit den Händen in der Tasche“ zu betreten. Besonders in einem hektischen Umfeld oder in überfüllten Räumen, wie zum Beispiel in Büros, Krankenhäusern oder Fabriken, kann reibungsloser Zutritt Zeit sparen, Personenfluss optimieren und Sicherheit deutlich erhöhen.

Da reibungsloser Zutritt zudem eine innovative Methode ist, die Hände frei zu haben, fördert er die Hygiene und die öffentliche Gesundheit. Größte Beachtung fand berührungsloser Zutritt bei Millionen von Menschen, als die Sorge über den Ausbruch von COVID-19 ihren Höhepunkt erreichte.

Wie funktioniert reibungsloser Zutritt?

Es gibt nicht „den einen Weg“, um reibungslosen Zutritt zu ermöglichen. Vielmehr handelt es sich um eine Methode, die berührungslos funktionierenden Zutritt mit minimaler Beeinträchtigung des Nutzererlebnisses ermöglicht. Aus diesem Grunde können Zutrittslösungen wie Gesichtserkennung, per Bluetooth-Technologie gesteuerte Eingänge, Mobiltelefone oder Apps unter den Begriff des reibungslosen Zutritts fallen.

Nach der Einführung des iPhone 11 von Apple – einem Modell, das eine als Ultrabreitband-Technologie (UWB) bekannte Innovation unterstützt – und kurze Zeit später der des Galaxy Note20 von Samsung, wurde UWB jedoch zum Vorreiter des reibungslosen Zutritts.

Ähnlich wie Bluetooth- oder WiFi-Technologien verbindet UWB normalerweise einen digitalen Schlüssel – wie beispielsweise ein Smartphone oder eine Smartwatch – mit einem elektronischen Lesegerät an der Tür. Im Gegensatz zu Bluetooth oder WiFi kommuniziert die UWB-Technologie jedoch nicht nur Daten zur Autorisierung des Benutzers, sondern misst gleichzeitig zentimetergenau den Abstand zwischen dem Ausweis und dem Lesegerät. Einmal mit dem Lesegerät gekoppelt, gewährt nur eine genau definierte Distanz dem Benutzer Zutritt.

Es besteht keine Möglichkeit, das System durch einen Relais-Angriff zu kompromittieren – d. h. physische Nähe vorzutäuschen, indem das Signal des Funkschlüssels verstärkt wird. Daher wird UWB wahrscheinlich in naher Zukunft die Nutzung von reibungslosem Zutritt und die Sicherheit drastisch erhöhen.

Was ändert der reibungslose Zutritt bei der Zutrittskontrolle?

Laut Thomas Herling, Senior Vice President und Global Business Owner für Electronic Access & Data (EAD) bei dormakaba, kann der reibungslose Zutritt die Zutrittskontrolle revolutionieren, indem er das Mitführen von Schlüsseln oder das Durchziehen von Karten überflüssig macht und gleichzeitig die Sicherheit erhöht.

Ein digitaler Schlüssel, den man anstelle eines analogen Schlüssels oder einer physischen Karte auf dem Mobiltelefon mit sich führt, ist bequemer, flexibler und sicherer. Zudem kann ein digitaler Schlüssel zur Verbesserung der Privatsphäre beitragen und gleichzeitig Verwaltungs- und Wartungskosten von Gebäuden senken.

Thomas Herling, SVP und GBO für Electronic Access & Data (EAD) bei dormakaba

„Im modernen Leben führen die meisten Menschen ihr Mobiltelefon ständig mit sich. Es ist ihr wichtigster persönlicher Besitz. Die Leute verlieren vielleicht Schlüssel oder Karten, doch es ist relativ unwahrscheinlich, dass sie ihr Handy oder ihre Smartwatch verlieren oder verlegen. Das macht es auch fast unmöglich, an die mobilen Zutrittsdaten oder den digitalen Schlüssel von jemandem zu gelangen“, fügt er hinzu.

Diese Revolution hat bereits in der Automobilindustrie begonnen, die typischerweise im Hinblick auf Innovationen im Bereich des Zutritts sehr fortschrittlich ist.

„Ich glaube, dass sich das bereits in wenigen Jahren auf Wohnungen und Büros ausweiten und den Zutritt, wie wir ihn heute kennen, verändern wird“, fügt Thomas Herling hinzu.

Nach Tausenden von Jahren der Abhängigkeit von Schlüsseln ist das Abschließen von Türen ein wichtiges Ritual, das für Millionen von Menschen auf der ganzen Welt Sicherheit symbolisiert. Die zusätzliche Sicherheit und der Komfort, den reibungsloser Zutritt mit sich bringt, wird jedoch eine neue Ära des Zutritts einleiten.

Dr. Andreas Haeberli

Dr. Andreas Haeberli

Andreas ist der Chief Technology Officer der dormakaba Gruppe. Er ist Mitglied des Verwaltungsrates der 3db Access AG und der börsenkotierten Gesellschaften Komax und Kardex. Er gehört dem industriellen Beirat für Maschinen- und Verfahrenstechnik der ETH an und ist Mitglied der Forschungskommission von Swissmem. Andreas hat an der ETH Zürich in technischen Wissenschaften promoviert.